Meine erste Berührung mit dem Segeln hatte ich 1979, als mich Schüler der damaligen Klasse 7a einluden, an ihrem jährlichen Segelausflug nach Loosdrecht (holländisches Seengebiet), den sie durch Sammeln von Altpapier finanzierten, teilzunehmen. Einige Eltern (mit Segelerfahrung) waren auch dabei und in jeder der gemieteten BM-Jollen fand sich zumindest eine Person, die Segelerfahrung hatte. Nur in meiner BM-Jolle war ich von SchülerInnen umgeben, die genauso wenig übers Segeln wußten wie ich.
Bei relativ starkem Wind betrieben wir Learning by doing, was unter anderem dazu führte, dass wir, da wir das Wort kreuzen nicht kannten, manche Ziele eben sehr hart am Wind ansteuerten, was manche Mägen nicht so gut vertrugen, so daß sich unsere Besatzung nach der Mittagspause stark verkleinerte.
Zur Mittagspause sollten sich alle Boote auf einer Insel treffen, also Anlegemanöver ohne Anlegestelle und zu allem Überfluss war das Ufer mit Bäumen bewachsen und in einem solchen verfing sich unser Großfall. Mit vereinten Kräften auch der anderen Crews konnte der Schaden behoben werden.
Nach der Pause mit verkleinerter Besatzung fingen wir an, etwas vom Segeln zu verstehen. Wir entdeckten das Kreuzen als Technik, Ziele gegen den Wind anzusteuern, lernten, wann wir fieren und dichtholen mußten (natürlich ohne die Begriffe zu beherrschen) und fuhren sogar ein Mann-über-Bord -Manöver. Allerdings kommandierte uns dazu das holländische Pärchen, das von uns gerettet werden wollte, sonst hätten wir ein solches Manöver nicht hinbekommen. Die Beiden waren jedenfalls froh, dass uns unsere Neugier in ihre Nähe getrieben hatte, denn kenternde Jollen sind normal, da kümmert sich keiner drum. Muss man im Normalfall auch nicht, hier aber war das Schwert gebrochen, es gab also keine Chance, das Boot wieder aufzurichten. Die Beiden waren schon ziemlich unterkühlt und froh, als wir sie in ihrem Hafen absetzten.
Ein Vater aus dieser Klasse war es dann, der mich auf Plattbodenschiffe für Klassenfahrten aufmerksam machte. 1983 war es dann nach einigen Problemen mit der erforderlichen Genehmigung soweit, dass ich mit meinem damaligen LK Erziehungswissenschaft und einem LK Erdkunde, der sich uns anschloss, eine Studienfahrt auf dem Ijsselmeer durchführte. Die Fahrt war insgesamt erfolgreich, d.h., sie hat den Schülern und mir Spass gemacht und bald wurden Segeltouren an unserer Schule zum Ende der Mittelstufe mehr oder weniger fest implementiert.
Privat legte ich mir Anfang der 90er Jahre ein großes Markant-Schlauchboot mit Besegelung zu, mit dem wir im Urlaub den Lac de Sainte-Croix unsicher machten. Fünf bis sechs Erwachsene fasste das Boot und es ließ sich mit seinen großen Seitenschwertern und ca. 5qm Segelfläche leidlich segeln.
Mitte der 90er machte ich mit einigen anderen KollegInnen den Segelschein und später auch den BR-Schein. Als ich dann bedingt durch den zweiten Kreuzbandriss im rechten Knie die Fußballschuhe an den Nagel hängte, machte ich das Segeln endgültig zu meinem Hobby und kaufte mir ein kleines Kajütboot, eine Leisure 17SL. Etliche Jahre lag mein Boot in Ophoven (Belgien) und wurde regelmäßig genutzt. Seit unserem Umzug nach Wildenrath 2010 steht es auf dem Trockenen und wartet darauf, dass ich wieder Zeit für dieses Hobby finde. Na ja, irgendwann werde ich ja auch mal pensioniert.
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