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Astor von St. Georg (Collierüde, 1990 - 2001)

Ein Hund war lange Zeit der Wunsch meiner Kinder und ich war als Kind auch mit Hunden groß geworden. Aber für mich kam nur ein großer Hund in Frage und davor hatte meine Frau zuviel Respekt. Das änderte sich, als sich unser Bekanntenkreis um ein Paar erweiterte, das eine bildschöne Colliehündin namens Lady besass und diese einmal decken lassen wollte. Sie suchten Abnehmer für ihre zukünftigen Welpen und schnell war meine Frau Feuer und Flamme. Leider erkrankte die Hündin und aus dem Nachwuchs wurde nichts. Aber wir spazierten in Gedanken schon mit Lassie durch den Schmölderpark, also durchsuchten wir die Zeitung nach entsprechenden Anzeigen und wurden fündig. In Amern hatte ein Hobbyüchter noch zwei Welpen aus dem ersten Wurf seines Zuchtpaares und verkaufte davon noch einen. Den zweiten behielt er.

Astor war schon stubenrein als er zum Mittelpunkt unserer Familie wurde. Er entwickelte sich zu einem bildschönen und recht dominanten Rüden, der auch über eine gehörige Portion Eigensinn verfügte. In der Woche vor seiner Begleithundeprüfung trieb er mich zur Verzweiflung nur um am Tag der Prüfung der liebste Hund der Welt zu sein und als Jahrgangsbester abzuschneiden. Bei Astor war die Begleithundeprüfung wichtig, da er gegenüber anderen Rüden dominant sein konnte und einen ausgeprägten Jagdtrieb hatte und da war es schon hilfreich, dass ein lautes "Platz" ihn auch in 50m Entfernung dazu brachte, sich mitten im Lauf wie ein nasser Sack fallen zu lassen. Und es war schon schön, dass man ihn in Rheydt vor Karstadt ablegen konnte (damals gab es noch keine Hundeverordnung), eine halbe Stunde nach CD's stöbern konnte und sicher war, dass Astor nachher noch genau da lag, wo man ihn abgelegt hatte. Dem Züchter, der Mitglied im IRJGV war, zuliebe nahmen wir mit Astor auch an einigen Ausstellungen teil und er gewann auch einige Pokale, aber der Trubel bedeutete Stress für Hund und Familie, so dass wir davon Abstand nahmen. Eine Zeit lang war ich auch als Hundetrainer im Verein des Züchters tätig, wobei Astor mir hilfreich zur Seite stand.

 Da mein Sohn zu der Zeit, als Astor zu uns stieß, in der D-Jugend Fußball spielte und ich die Mannschaft trainierte, blieb es nicht aus, das Astor uns hin und wieder begleitete. Daraus entwickelte sich bei Astor eine  Liebe zu Fußbällen und er war der beste Trainigspartner meines Sohnes. Als René dann älter und kräftiger wurde und den Ball so geschickt abschirmte, dass Astor nicht mehr an den Ball kam, zeigte sich, dass der Hund auch das Foulen gelernt hatte und den Ball eroberte, indem er sich von hinten gegen Renés Kniekehlen schmieß und ihn so ins Stolpern brachte. Die Liebe zum Ballspielen war auch dafür verantwortlich, dass Astor zur Wasserratte wurde. Als er jung war, fuhren wir mit einer Gruppe, die sich damals zur Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung jede Woche im Hardter Wald traf, an einen nahegelegenen See zum Schwimmen. Alle Hunde begleiteten ihre Herrchen ins Wasser, nur die wasserscheuen Collies nicht, die liefen aufgeregt am Ufer hin und her. Dann holte mein Sohn einen Ball ins Wasser, das war zuviel für Astor. Er überwand seine Angst und kam zu uns. Da er sich an mir festzukrallen versuchte, war ich nachher richtig zerkratzt, aber Astor fühlte sich seit diesem Tag im Wasser wohl, wovon viele Fotos und Videos Zeugnis geben.

Collies sind u.a. Nachfahren von Windhunden, von daher gute Läufer, und so war es kein Problem für Astor, mich jeden morgen bei meinen Läufen - meist 6km, aber hin und wieder auch schon mal 10km oder 12km - zu begleiten. Und wenn er mal keine Lust hatte, nahm er halt eine Abkürzung und wartete beim Bäcker beim Verspeisen eines leckeren Brötchens auf mich.

Astor hatte ein Herzleiden, aber davon erfuhren wir erst ein halbes Jahr vor seinem Tod, trotz der regelmäßigen Tierarztbesuche. Freitags hatte er mich noch ohne sichtbare Probleme beim Laufen begleitet, samstags wollte er nicht mehr hoch. Wir tippten zunächst auf Hüftprobleme, in der Klinik aber diagnostizierten die Tierärzte eine Herzschwäche und Wasser in seiner Lunge. Mit Medikamenten richtig eingestellt, verbrachten wir noch ein schönes halbes Jahr mit ihm. An einem heißen Sommertag mußten wir ihn einschläfern lassen, weil er sonst qualvoll erstickt wäre.

Teddy (Berner Sennehund Rüde, 2001 - 2013)

Seit uns Astors Krankheit bekannt war, stand für meine Frau fest: "Es gibt keinen neuen Hund". Beim Frühstück am Morgen nach Astors Tod hieß es dann:"Du möchtest einen neuen Hund!?! Ich sehe es dir an, du möchtest ... ." Und dann lud uns meine Schwester zu einem Wochenende in der Eifel ein, um Abstand zu gewinnen. Zufällig waren auf einem benachbarten Bauernhof acht Wochen alte Sennehundwelpen. Ich weiss nicht mehr, unter welchem Vorwand wir dorthin gelotst wurden. Aber dann stand plötzlich so ein frecher Winzling vor mir und guckte mir in die Augen. Als meine Frau dann feststellte: "Der sieht aus wie ein Teddybär." hatte der Hund auch schon einen Namen und wir wieder einen neuen Hund.

Berner Sennehunde kann man mit Collis nur schwer vergleichen und das ist auch gut so. Das Einzige, was uns zunächst schockte, war die kurze Lebenserwartung, die in den Büchern mit 8 - 10 Jahren angegeben wurde. Aber Teddy wurde fast 12 (minus einen Monat) und damit ein Jahr älter, als Astor geworden ist, und die Lebenserwartung eines Collies wird mit 13 - 15 Jahren veranschlagt.

Während Astors Krankheit hatte ich mit der Hundeausbildung ausgesetzt, aber die dadurch gewonnen Zeit nahm sich die Schule, in der durch einen Kollegen und mich ein Netzwerk aufgebaut wurde. Und die Zeit bekam ich jetzt auch nicht zurück, um Teddy so auszubilden wie Astor. Aber das erwies sich auch als gar nicht so relevant. Teddy hat keinen Jagdtrieb und ist (von kleinen Alterstorheiten einmal abgesehen) auch nicht dominant. Darüber hinaus setzte er sich von Anfang an hin, wenn wir irgendwo stehen blieben und kam auch sofort auf Zuruf. Man mußte dieses Verhalten nur noch ein bischen verstärken und hatte einen folgsamen Hund.

Ein Berner Sennehund ist nicht zum Laufen geschaffen, dennoch hat Teddy mich ab seinem 13. Lebensmonat jeden Morgen beim Laufen begleitet. Er war etwas langsamer als Astor und 6 km waren für ihn genug, 10 km brachten ihn schon etwas aus der Puste. Teddy war neun Jahre, als wir nach Wildenrath umzogen. Im Winter desselben Jahres stellte er das Laufen ein. Im Sommer des nächsten Jahres stand er bellend vor der Tür, als ich meine Laufschuhe anzog und lief von da an wieder ein halbes Jahr lang mit. Danach reichte es noch zu längeren Spaziergängen, die aber zuletzt dramatisch kürzer wurden, bis es schließlich nicht mehr weiter gehen konnte.

Eine Wasserratte wie Astor war Teddy auch nicht. Er betrachtete Wasser pragmatisch. Man brauchte es zum Saufen und ab und an zum Abkühlen. Na ja, wenn Frauchen oder Herrchen ins Wasser gingen, schwamm er anstandshalber eine Runde mit, dann verzog er sich wieder ans Land.

Kinder liebte Teddy, vor allem unsere Enkeltochter Janina. Gegenüber Kindern und Welpen konnte er  genauso vorsichtig sein wie er uns gegenüber robust und tolpatschig auftrat. Ich habe immer noch die entsetzten Gesichter der Besitzer eines Malteserwelpen vor mir, die dachten, Teddy würde ihren Welpen mit seinem Gewicht erdrücken. Wenn man aber genau hinsah, konnte man erkennen, dass Teddy sich mit ziemlicher Anstrengung so knapp über dem Boden hielt, dass er den Welpen vorsichtig mit seinem Haar einhüllte.