TRS 80 oder Computer erobern das Gymga

„Die Anfänge des Computereinsatzes an der Gartenstraße sind nicht eindeutig zu ermitteln. Als ich 1978 an diese Schule kam, hatte gerade Herr Dipl. Ing. Maser (damals Lehrer für Mathematik an unserer Schule)

eine Handvoll TRS80 Model I der amerikanischen Fa. Tandy angeschafft (Z80-Prozessor mit 16KB Speicher) und bis 2007 ging ich davon aus, dass damit der Computer-Einsatz an der Gartenstraße begann.

In einer Fachkonferenz im November 2007 wurde ich aber von Frau Sisay (Vertreterin der Eltern) darüber aufgeklärt, dass der Physikkurs von Herrn Elsenbroich bereits im Jahre 1976 den Computer im Unterricht nutzte und zwar genau einen, der im benachbarten Hugo-Junkers-Gymnasium seinen Standort hatte.
Eine ähnliche Situation ergab sich dann Anfang der 80er Jahre. Da das Math.-Nat.-Gymnasium in Mönchengladbach über eine sündhaft teure Mini-Computeranlage (4 Terminals) verfügte, musste natürlich auch Rheydt eine derartige Anlage erhalten. Diese wurde im Hugo-Junkers-Gymnasium installiert. Es gab Einführungskurse und Vereinbarungen über Nutzungszeiten und gelegentlich wurde man vom Hausmeister eingeschlossen, wenn man vergessen hatte, auf die Uhr zu schauen. Die weit über 100.000 DM, die die Anlage gekostet hatte, waren aber nicht sinnvoll investiert. Für einen effektiven Unterrichtseinsatz war das System viel zu langsam: Die meiste Zeit verbrachten Nutzer damit, darauf zu warten, dass die Maschine die Pascal-Programme endlich übersetzte (hier sammelte man erste Erfahrungen mit Warteschleifen).

Am Gymnasium an der Gartenstraße gingen wir daher dazu über, die Zahl der TRS 80-Rechner zu erhöhen, auch wenn das Kultusministerium der Meinung war, dass zum Einsatz im Informatikunterricht solche Rechner nichttrs80 ausreichten: Die Pascal-Versionen, die für dieses Modell verfügbar waren, waren weitaus mächtiger und vor allem viel schneller. Außerdem war die Meinung des Kultusministeriums für uns damals nicht besonders wichtig, da wir die Computer allenfalls in Mathematik und Physik einsetzten, denn Informatik durfte – mangels Lehrbefähigung von Kolleginnen und Kollegen – damals nur als Arbeitsgemeinschaft angeboten werden. Es sprach sich aber in der Stadt und weit darüber hinaus herum, dass wir über TRS 80-Rechner verfügten (die Zahl wuchs bis 1982 auf 10 – 15 Rechner, so dass wir einen eigenen Raum benötigten, der sich im ehemaligen Handarbeitsraum fand), und bald hatte ich
Kontakte zu Schülern und Studenten, die ebenfalls über einen solchen Rechner verfügten. Mit Genehmigung des damaligen Schulleiters, Herrn Bertholdt, kam es zu regelmäßigen abendlichen Treffen der TRS 80-User an unserer Schule. Davon profitierte auch unsere Schule: Bei den Treffs wurden die Rechner von 16KB auf damals sagenhafte 64KB erweitert (durch Auflöten der RAMS, danach konnte man auf den Rechnern Spiegeleier braten), die Klötzchengrafik wurde durch eine „hochauflösende Grafik“ (zumindest nannten wir das damals so) ersetzt – mittels selbst geätzter Grafikkarte (und 256 Lötkontakten) und schließlich machten wir auf unseren Rechnern CP/M (ein Betriebssystem) lauffähig und konnten damit Turbo-Pascal als Programmiersprache, die Pascal-Variante, die damals ihren Siegeszug begann, einsetzen. Ach ja, vernetzt waren diese Rechner damals auch schon: Als „Server“ diente ein Kassettendeck, auf das gespeichert und von dem geladen werden konnte.

Die Zeit der TRS 80-Rechner begann dann Mitte der 80er Jahre abzulaufen. Der IBM-PC, also der eigentliche „Personalcomputer“ wie wir ihn heute kennen, hatte sich durchgesetzt und wurde ab 1983 durch die ersten Nachbauten auch erschwinglich. Damit führte auch bei uns an der Gartenstraße an einem Wechsel auf diese PC-Schiene kein Weg mehr vorbei. So wurden ab 1984 nur noch PC-kompatible Rechner dazu gekauft. Die TRS 80 wurden aber nicht ausgemustert: auf ihnen lief das gleiche Turbo-Pascal wie auf den IBM-Kompatiblen und unsere „frisierten“ Modelle waren in der Lage, die Disketten für den IBM-PC zu lesen und zu schreiben, einem Datenaustausch stand also nichts im Wege.
Der Einsatz der Computer im Unterricht war bis dahin auf Mathematik und Physik beschränkt geblieben und auch in diesen Fächern blieb es weitgehend bei vereinzelten Einsätzen. In meinem ersten Mathematik-Leistungskurs (Abitur 1985) jedoch setzte ich erstmals den Computer regelmäßig ein. Das Thema damals war Matrizenalgebra und hier kommt man bei ernsthaften Anwendungen ohne Computer nicht weit.
Seit 1985 konnte Informatik dann auch als Fach eingerichtet werden. Dazu mussten interessierte Kolleginnen und Kollegen an einem entsprechenden Lehrgang teilnehmen, der mit einem Zertifikat und der Empfehlung für den Einsatz im Informatikunterricht der Oberstufe abschloss. Herr Dr. Klouth und ich übernahmen den Informatik-Unterricht in der Oberstufe, während sich Frau Thunich und Herr Kloos auf den Wahlpflichtbereich der Mittelstufe konzentrierten.
Der Ausbau des Raums 202, also des ehemaligen „Handarbeitsraumes“, als Informatik- oder PC-Raum wurde in der Folgezeit kontinuierlich fortgesetzt. Im Jahre 1996 sind die TRS 80-Rechner endgültig durch PC’s (mittlerweile Pentium 75) abgelöst worden. 15 vernetzte Arbeitsplätze standen in einer NT-Domäne (basierend auf dem Windows-NT Betriebsystem) zur Verfügung. Und endlich blieb der Einsatz nicht mehr den Naturwissenschaften vorbehalten, wie ein Artikel von Herrn Höckmann im Schulbericht 1996 belegt (Zitat: „Was machen Sie als Deutschlehrer mit Disketten?“).
Das Zauberwort hieß nun ITG, Informations- und Kommunikationstechnologische Grundbildung. Beleg dafür war auch die erstmalige Beschaffung einer Klassenraumlizenz für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation.

Seit Anfang 1996 präsentierte sich unsere Schule auch erstmals im Internet: Im Zuge der Initiative „Schulen ans Netz“ sponsorte uns zunächst AOL, der bekannte Provider, einen Internet-Zugang: Ein einzelner Rechner
konnte sich mit Hilfe eines Modems über AOL ins Internet einwählen und wir erhielten einen „Webspace“ für unsere Schule. Das war zunächst zwar spannend, aber für die Unterrichtspraxis kaum sinnvoll nutzbar. Dies änderte sich Ende 1996: Ebenfalls über „Schulen ans Netz“ sponsorte uns die Firma Hewlett Packard einen Multimedia-PC (bei geringem Kostenanteil) mit ISDN-Karte und die FH Niederrhein sprang als Internet-Provider ein. Jetzt konnten wir über den Multimedia-PC die anderen Rechner ins Netz einbinden, alle 15 Rechner hatten Internet-Zugang. Später engagierte sich die Telekom mit kostenlosen ISDN- bzw. DSL-Zugängen.
Jetzt wurden Projekte möglich wie die Teilnahme eines Physik-Leistungskurses an einem Projekt der DARA, Emailprojekte mit Schülerinnen und Schülern in aller Welt, die Teilnahme an „Geo-Games“, einem geographischen
Ratespiel u.v.m.

Bald reichte ein Computerraum nicht mehr aus. Insbesondere dem Einsatz von Herrn Trabandt und einer Reihe von Computerspendern war es zu verdanken, dass ein ehemaliger Medienraum zu einem zweiten PC-Raum ausgebaut wurde. Auch die PC’s in diesem Raum wurden vernetzt, allerdings war an einen Zusammenschluss der Netze zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken (dem Stand die Brandschutzverordnung im Wege: es durften keine Leitungen durch den Flur gelegt werden).
r210Doch wie die Entwicklung des PC’s an sich keine Pause kennt, so gilt das auch für die Entwicklung des Einsatzes in der Schule. Der Bedarf stieg ständig und damit auch die Zahl der PC’s. Einen Durchbruch erzielen wir im Jahr 2002. Die Stadt Mönchengladbach fordert die Schulen auf, ein Konzept zum Einsatz der neuen Technologien im Unterricht vorzulegen. Wir kamen dieser Aufforderung gerne nach und hatten Erfolg. Neben dem Gymnasium Odenkirchen wurden wir mit mehr als 51.000 Euro gefördert. Dafür wurden zwei Räume, das ehemalige Sprachlabor 210 und der erste Informatikraum 202 grundlegend neu gestaltet: neues Mobiliar, neue PC’s (insgesamt 50), neue Vernetzung.
Aus Kostengründen wechselten wir das Serverbetriebssystem, statt NT setzen wir nun Linux ein. Zunächst konzipierte ich den Server selbst, wenig später stiegen wir um auf den Open-Schoolserver (OSS), den viele Schulen
nutzen.

slzDas Netz wächst ständig weiter. Im Zuge des Ausbaus der Chemie wurden Glasfaserleitungen auch in den Altbau gelegt, so dass auch der ehemalige Medienraum 220 voll ins pädagogische Netz integriert ist. Daneben sind das Selbstlernzentrum (Bibliothek) mit 10 Rechnern, die Physik und die Chemie mit jeweils 10 Rechnern eingebunden, und auch der Musikraum hat  seinen Netzanschluss. Im Zuge der energetischen Sanierung im Jahre 2011 verfügt jeder Klassenraum über mehrer Ethernet-Anschlüsse. Selbstverständlich verfügt unsere Schule auch über Wlan, welches für interessierte KollegInnen freigeschaltet wird (Radius-Server)

Zum Abschluss eine Einschätzung des damaligen stellvertretenden Schulleiters, Herrn Ciupka, in der Jubiläumsschrift zum 175-jährigen Bestehen unserer Schule: "Ein Wirtschaftsbetrieb vergleichbarer Größe – also mit etwa 1.000 „Mitarbeitern“ wie unsere Schule – verfügt ganz selbstverständlich über eine personell und finanziell ausreichend ausgestattete DV-Abteilung, die sich um Hardware und Peripherie, Software, Updates, Server, Netzwerk, Datensicherheit, „Firewall“ und eine Fülle weiterer Aufgaben – notwendigerweise tagesaktuell bei Fragen der Datensicherheit – kümmert.
Die Schule muss ohne all das auskommen! Kompetente Kollegen müssen dieses Paket an Lasten gleichsam nebenberuflich – entlohnt mit einer kaum nennenswerten Unterrichtsentlastung – schultern, mit minimalem Etat, angewiesen auf Spenden aus einem wohlwollenden elterlichen Umfeld und trotzdem eigentlich immer schon wieder konfrontiert mit überalterter Hard- und Software – für das Hase-Igel-Prinzip gibt es wohl kaum ein anschaulicheres Exempel!
Gar nicht hoch genug kann die Schule diese Leistung an professioneller Improvisation, Beharrlichkeit und nicht zählbaren Arbeitsstunden einschätzen und würdigen und namentlich Herrn Fell und Herrn Trabandt für ihren unermüdlichen Einsatz und die Aufbauarbeit über die letzten 25 Jahre danken!
Es glimmt die Hoffnung, dass in absehbarer Zeit jüngere Kolleginnen und Kollegen nachrücken und sich in ähnlicher Weise engagieren. Denn dass wir als Schule einmal eigene DV-Fachleute einstellen könnten, bleibt sicher auch für das nächste Vierteljahrhundert nur ein schöner Traum!"

Ergänzung: Der Abgang von Herrn Trabandt wurde im EDV-Bereich glücklicherweise durch Herrn Pohlmann kompensiert. Es ist zwar richtig, dass der Aufwand für Planung, Aufbau, Ausbau und Pflege des Netzes eigentlich für eine nebenberufliche Tätigkeit zu hoch ist, vor allem auf dem Hintergrund, dass das notwendige Hintergrundwissen erst einmal erlernt werden musste. Genauso richtig ist aber, dass die Herausforderung, vor die man in diesem Zusammenhang immer wieder gestellt wird, auch Spass macht und mir am meisten fehlen wird, wenn ich in Kürze pensioniert werde.